Zahnerkrankungen
Die Zahnerkrankungen und ihre Auswirkungen auf den ganzen Körper rücken auch beim Tier immer mehr in das Bewusstsein der Tierhalter. Neben chronischen Organbelastungen bis hin zu schweren Erkrankungen spielen auch die teils erheblichen Schmerzen, welche erkrankte Zähne verursachen, eine wichtige Rolle. Dabei stehen den Tieren nur wenig Möglichkeiten zur Verfügung, sie auszudrücken. Einer „dicken Backe“ gehen meist tagelange Wurzelschmerzen voraus. Andere Zahnerkrankungen, wie schwere Pardontitiden durch Zahnstein, entwickeln sich oft über Jahre. Die Tiere lernen, damit zu leben, vermeiden es zu kauen, kauen auf der weniger belasteten Seite oder schlucken die Futterbröckchen einfach größtenteils im Ganzen herunter. Viele zeigen auch keine auf chronische Zahnprobleme hindeutenden Veränderungen bei der Futteraufnahme.
Gerade kleine und kurznasige Hunde haben unter anderem durch verhältnismäßig große Zähne eine starke Neigung, Zahnstein mit nachfolgenden Paradontalerkrankungen zu entwickeln. Bei großen Hunden sehen wir häufig abgebrochene Zähne – oft ohne jedes von Ihnen bemerkbares Symptom. Dennoch liegt eine bei der Extraktion des betroffenen Zahnes offensichtliche schwere Wurzelentzündung vor und den Schmerzen konnte mangels Möglichkeit durch den Patienten kein Ausdruck verliehen werden.
Eine Untersuchung der Maulhöhle gehört, sofern der Patient das zulässt, bei uns immer mit dazu. Spätestens, wenn Sie Maulgeruch, welcher über den normalen „Tieratem“ hinaus geht, oder ein verändertes Kauverhalten bemerken, sollte ein Tier vorgestellt und die Maulhöhle gründlich untersucht werden.
Zahnerkrankungen bei Katzen
Auch bei den Zahnerkrankungen bewahrheitet sich der Merksatz:
„Katzen sind keine kleinen Hunde!“
Dominiert werden die Zahnerkrankungen bei der Katze durch eine sehr spezielle Erkrankung, die Resorptiven Läsionen (RL, früher: FORL). Hier entstehen durch Abbau der Zahnsubstanz hochgradig schmerzhafte Löcher in den Zähnen und das gemeinerweise vor allem unterhalb des Zahnfleisches. Die befallenen Zähne können oft nur durch Röntgenaufnahmen identifiziert werden. Im späten Stadium sieht man sie mit bloßem Auge, verdeckt von am Zahn hochwachsendem Zahnfleisch. Im Laufe der weiteren Zerstörung des Zahnhalses brechen die Kronen ab und die verbliebenen Wurzeln schmerzen weiterhin. Da Katzen still leiden, bleibt die Erkrankung oft lange unbemerkt. Sie müssen daher regelmäßig untersucht und bei Verdacht auf Resorptive Läsionen einem Zahnröntgen in Narkose unterzogen werden, um nicht tolerierbare Schmerzzustände zu vermeiden.
Die ebenfalls hoch schmerzhafte Maul-Rachen-Entzündung (Stomatitis-Faucitis-Pharyngitis) kommt nicht so häufig wie RL bei Katzen vor und führt dazu, dass die Katzen aufgrund der Schmerzen tatsächlich das Fressen einstellen. Hier scheinen häufig Virusinfektionen eine Rolle zu spielen, da Ansteckungen der Tiere eines Haushaltes beobachtet werden. Kann konservativ mit Medikamenten keine Verbesserung der Situation erreicht werden, müssen oft alle Backenzähne, manchmal sogar die vorderen Zähne gezogen werden. Obwohl die Erfolgsrate der Vollextraktion nur deutlich über 50% liegt, ist diese Therapie hier die sicherste und auf lange Sicht gesehen kostengünstigste Variante.